Dr. habil. Ludger Feldmann Geologe, Geograf Dozent, Reiseleiter, Landschaftszeichner ludger_feldmann[at]yahoo.de
Studienreisen stellen heute eine Möglichkeit dar, ein Land, eine Region oder eine fremde Kultur kennenzulernen. Sie führen unter wissenschaftlicher Leitung in eine neue Welt ein und zeigen die Zusammenhänge zwischen Mensch und Natur.
Als wissenschaftlicher Reiseleiter und Lektor vertrete ich auf solchen Reisen die Bereiche Geologie, Geografie, Oberflächenformen, Vegetation, Klima, Landesnatur, aber auch Landeskunde der besuchten Regionen mit Geschichte, Architektur, Bauwerken, sozialen und wirtschaftlichen Hintergünden und vieles mehr. Diese Themen werden auf höchstem wissenschaftlichen Niveau allgemeinverständlich während der Reise bei Vorträgen und im Gelände vermittelt. Wenn Sie Ihre Reise oder Ihre Reiseangebote auf diesen Gebieten erweitern wollen, stehe ich jederzeit für eine gemeinsame Planung und Durchführung zur Verfügung. Meine geplanten und bisherigen Reisen als wissenschaftlicher Reiseleiter und Lektor
* zu diesem Land liegen umfangreiche Unterlagen vor **zu diesem Land liegen fertige Vorträge vor
Wenn Sie eine Reise planen oder eine Reiseleitung für den Bereich Geografie und Geologie suchen, wenn Sie Ihr Reiseangebot erweitern wollen oder einen ganz neuen Aspekt in Ihre Studienreisen aufnehmen wollen, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung. Wissenschaftliche und auch organisatorische Reiseleitungen sind in ganz Europa und weltweit möglich.
Hier einige Beispiele von Kurzfassungen, die während der bisherigen Kreuzfahrten an die Gäste verteilt wurden.
Geologie von Skandinavien
Zwischen ca. 4 und 1,2 Milliarden Jahren gab es im Bereich des heutigen Skandinaviens mehrere Gebirgsbildungen, wobei von Norden nach Süden zunehmend jüngere Gesteine zu finden sind. Die ältesten bisher bekannten Gesteine finden sich auf der Halbinsel Kola (4,5 Milliarden Jahre; dieses ist der Zeitpunkt, als sich erstmals eine feste Erdkruste gebildet hatte). Die jüngsten Gesteine dieser Ära sind in Süd-Norwegen und Südwest-Schweden zu finden. Diese alten Gebirge gehören zum Baltischen Schild, der zusammen mit der Russischen Tafel Ur-Europa oder Fennosarmatia bildete.
Aufgrund der hohen Alter ist die Zeit vor 570 Millionen Jahren nur noch schwer zu rekonstruieren. Viele Gesteine sind mehrfach durch Metamorphose überprägt worden, so dass ihre ursprüngliche Natur nur noch schwer zu ermitteln ist. Außerdem gab es zwischen 1,2 Milliarden und 570 Millionen Jahren eine Zeit der Abtragung. Diese Zeit stellt weltweit die größte Schichtlücke dar. Aus dieser Zeit sind auch in Skandinavien keine Vorkommen bekannt.
570-390 Millionen Jahre: Ur-Europa und Ur-Amerika mit Grönland wandern auseinander, es entsteht ein Ozean zwischen beiden Kontinenten. Darin werden Gesteine abgelagert, aus denen ein Gebirge entsteht, das heute einen großen Teil von Norwegen aufbaut (die Skanden). Das Gebirge wird auch als kaledonisches Gebirge bezeichnet. Als Gesteine sind Gneise, Glimmerschiefer, Quarzite und Marmor zu finden. Die Gesteinsschichten wurden teilweise als zusammenhängende Decken auf den skandinavischen Schild auf- und überschoben.
400-295 Millionen Jahre: Skandinavien war Festland, im Süden bildetet sich das "variskische" Gebirge (Rheinisches Schiefergebirge, Harz u.a.), das aber keinen Einfluss auf Skandinavien hatte.
295-258 Millionen Jahre (Rotliegendes): Bei Oslo zerbrach der alte Kontinent, es entstand ein Graben, der mit vulkanischen Gesteinen gefüllt wurde. Bevor aus diesem Graben ein Ozean entstehen konnte, war die Grabenbildung bereits wieder zur Ruhe gekommen.
245-65 Millionen Jahre (Mesozoikum): Skandinavien war weiterhin Festland und wurde abgetragen. Vor ca. 70 Millionen Jahren öffnete sich im Westen der Nord-Atlantik. Nur in Süd-Schweden war das Gebiet einmal kurzfristig vor 65 Millionen Jahren vom Meer bedeckt (Ablagerung von Kalksteinen in Südwest-Schonen).
65-10 Millionen Jahre (Tertiär): Skandinavien war weiterhin Festland. Das Land hob sich langsam und wurde gleichzeitig abgetragen. Aufgrund hoher Temperaturen und hoher jahreszeitlicher Niederschläge (subtropische Bedingungen) wurde die Landoberfläche flächenhaft abgetragen. Reste dieser "Rumpffläche" sind in der Hardangervidda und anderen Vidden zu finden.
Vor 2,4 Millionen Jahren: Beginn des Eiszeitalters (Quartär), Skandinavien verschwand mehrfach unter Eis, das bis zu 4 km mächtig wurde und den Untergrund erodierte (Bildung der Fjorde und Schären). Die Anzahl der Eiszeiten, die von Warmzeiten unterbrochen waren, ist unbekannt. Mindestens drei Eiszeiten, die ihre Maxima vor 400.000, 250.000 und 20.000 Jahren hatten, lassen sich nachweisen. Es ist aber davon auszugehen, dass es weitaus mehr Eiszeiten gab.
Vor 20.000 Jahren: Höhepunkt der letzten Eiszeit, über dem Zentrum von Skandinavien lag eine 2-3 km mächtige Eisdecke, die die Fjorde und Schären weiter ausformte.
10.000 Jahre bis heute: Skandinavien hat sich durch Druckentlastung aufgrund der abgeschmolzenen Eismasse seit der letzten Eiszeit um wenigsten 400 m gehoben, im Zentrum liegt der Hebungsbetrag heute bei 1 cm/Jahr.
Trollstiege
Nigardsbreen
Tromsö
Die Entwicklungsgeschichte der Nordsee
Die Nordsee ist ein 570.000 km³ großes Randmeer des Atlantischen Ozeans. Sie ist ein typisches Schelfmeer mit Wassertiefen zwischen 50 m (im Süden) und 200 m (im Norden), zahlreichen Rinnen von 300 bis 700 m Tiefe, Bänken und Gründen bis 13 m Tiefe und einer Gezeitenströmung, die zu einem Tidenhub zwischen 12 und <0,5 m führt.
Die Entwicklungsgeschichte des Nordseeraumes lässt sich in zwei große Phasen einteilen: Die heutige Nordsee ist erst in den letzten 55 Millionen Jahren im Tertiär entstanden. Vorher hatte das Gebiet eine wechselvolle Geschichte mit Land- und Meereszeiten erfahren.
Geschichte des Nordseeraumes vor dem Tertiär
490-430 Millionen Jahre (Ordovizium und Silur): Das Gebiet der Nordsee gehörte zum Kaledonischen Gebirge zwischen den Britischen Inseln und Norwegen. Nach der Faltung und Gebirgsbildung entstand im Nordseeraum ein Becken, in dem rot gefärbte Gesteine abgelagert wurden.
430-350 Millionen Jahre (Silur und Devon): Südlich des Nordseeraumes enstand ein Ozean, aus dem später das Variskische Gebirge wurde, das unter anderem das Rheinische Schiefergebirge aufbaut. Die Faltung der Gesteine erfolgte vor etwa 320 Millionen Jahren.
350-320 Millionen Jahre (Karbon): Hebung des Variskischen Gebirges, im nördlichen Vorland entstand eine Senke, deren südlicher Rand im Ruhrgebiet lag und die bis in den Nordseeraum reichte (Subvariskische Saumsenke). Darin bildete sich im Oberkarbon Kohle (Steinkohle im Ruhrgebiet und bei Ibbenbüren).
300 Millionen Jahre (Spätes Oberkarbon): Heraushebung dieser Schichten im mittleren Nordseegebiet und anschließende Abtragung.
296-257 Millionen Jahre (Rotliegendes): Der Nordseeraum war Festland bei heiß-ariden Klimabedingungen. Es bildeten sich Dünen, Salzpfannen und Flussablagerungen. Der Raum gliederte sich in zwei langgestreckte West-Ost verlaufende Becken. Grabenbildungen (Horngraben als Verlängerung des Oslograbens) führten zur Differenzierung des Ablagerungsraumes.
257-251 Millionen Jahre (Zechstein): Die Becken bekamen von Norden Anschluss an den offenen Ozean über eine schmale Meeresstraße. In den Becken bildeten sich bei aridem Klima durch Eindampfung des Wassers Salzgesteine.
251-205 Millionen Jahre (Trias): Größtenteils Festlandzeit, Ablagerung von Ton- und Sandstein, im südlichen Nordseeraum auch marine Kalksteine. Öffnung des Atlantiks, in dessen Gefolge im Nordseeraum ein zentraler Graben einbricht (im Süden Zentralgraben, im Norden Viking-Graben).
205-160 Millionen Jahre (Jura): Differenzierung des Nordseeraumes in Gräben (mit Meeresablagerungen) und Hochgebiete (Festland mit Abtragung), in den Meeresablagerungen Anreicherung von abgestorbenem Plankton, aus dem das Nordseeöl entstanden ist.
160-65 Millionen Jahre (Kreide): Anfangs zahlreiche Inseln, später weitflächige Überflutung und Ablagerung mächtiger Schreibkreide-Ablagerungen.
Geschichte des Nordseeraumes im Tertiär
65-55 Millionen Jahre (Paläozän): Im Norden Ablagerung von Sandstein in den Gräben (Speichergesteine für das Erdöl), im Süden Abtragung unter festländischen Bedingungen.
55-34 Millionen Jahre (Eozän): Die Nordsee nahm ihr heutiges Gesicht an, im Zentrum bog sich das Gebiet schüsselförmig ein. Im Süden lagerten Vulkane Ascheschichten ab.
34-23 Millionen Jahre (Oligozän): Weitflächige Überflutung durch das Meer bis ins heutige Norddeutsche Tiefland, Verbindung mit dem Molassemeer im Alpenvorland, Festlandbrücke zu den Britischen Inseln.
23-7 Millionen Jahre (Miozän): Rückgang des Meeres, Bildung von Braunkohle an der Südküste (Rheinland, Leipziger Bucht).
7-2,4 Millionen Jahre (Pliozän): Die Nordsee erreichte fast ihr heutiges Aussehen. Zwischen dem Kontinent und den Britischen Inseln lag eine Festlandverbindung. Die Ostsee gab es noch nicht, dort entwässerte ein großes Flusssystem große Teile von Skandinavien. Dieses sogenannte Baltische Flusssystem mündete in die südliche Nordsee.
Geschichte des Nordseeraumes im Quartär
Das Quartär ist die jüngste geologische Einheit. Es wird auch als Eiszeitalter bezeichnet und umfasst die letzten 2,4 Millionen Jahre.
Es kam abwechselnd zu Warm- und Kaltzeiten. In den Warmzeiten herrschten heutige Verhältnisse vor, in den Kaltzeiten durch die Bindung von Wasser in Gletschereis ein tieferer Meeresspiegel. Daher lag die tiefere nördliche Nordsee durchgehend unter marinen Verhältnissen, die flachere südliche Nordsee hingegen abwechselnd unter marinen und festländischen Bedingungen.
Eine Vergletscherung im Bereich der heutigen Nordsee ist nur für die letzten drei Eiszeiten nachgewiesen. Diese Eiszeiten werden als Elster-, Saale- und Weichseleiszeit bezeichnet.
Elster-Eiszeit (3. Eiszeit vor heute, um 400.000): Das skandinavische Eis bedeckt weite Gebiete der Nordsee. Unter dem Eis entstanden tiefe Rinnen, die nachträglich mit Schmelzwassersand gefüllt wurden. Es kam zur Uranlage der Ostsee. Das Baltische Flusssystem gab es nicht mehr.
3. Warmzeit vor heute (Holstein-Warmzeit). England gehörte zu Festlandeuropa, Dänemark war eine große Insel.
Saale-Eiszeit (2. Eiszeit vor heute, um 250.000): Das Nordseebecken war wieder von Eis bedeckt, wieder wurden unter dem Eis Rinnen gebildet, die in den Untergrund eingeschnitten und mit Sand gefüllt sind.
2. Warmzeit vor heute (Eem-Warmzeit): Die Nordsee hatte etwa die heutige Küstenlinie, einzelne Buchten reichten weiter ins Land als heute. Der Kanal war geöffnet, Großbritannien damit eine Insel. Helgoland war wahrscheinlich mit Schleswig-Holstein verbunden.
Weichsel-Eiszeit (letzte Eiszeit, Maximum um 20.000 bis 18.000): Die Eismassen Skandinaviens und der Britischen Inseln berührten sich im nördlichen Nordseeraum, der Meeresspiegel war weltweit um ca. 130 m gesunken, wodurch das eisfreie Nordseebecken Festland war, es gehörte zum Norddeutschen Tiefland. Vor der Eisfront lag ein großer Eisstausee, die Doggerbank wurde als Sander aufgeschüttet. Weser, Rhein und Themse waren Nebenflüsse eines Kanalurstroms, der seinen Ursprung in der Elbe nahm und westlich des heutigen Kanals in den Atlantik mündete.
Geschichte des Nordseeraumes seit der letzten Eiszeit
Die Geschichte ist durch den Anstieg des Meeresspiegels infolge des Abschmelzens der Eismassen in Europa und Nordamerika geprägt .
Vor 18.000 Jahren: Der Meeresspiegel lag bei -130 m NN, das Nordseebecken war Festland mit Seen und Flüssen und einer schütteren Tundrenvegetation. Anstieg des Meeresspiegels zwischen 18.000 und 10.000 um 50-75 cm/Jahrhundert.
Vor 12.000 Jahren: Der Meeresspiegel lag bei -90 m NN, Birkenwälder und Torfmoore bedeckten den Nordseeraum.
Vor 8.700 Jahren: Meeresspiegel bei -36 m NN, die Doggerbank bildete eine große Insel.
Vor 8.600 Jahren: Die Landverbindung zu den Britischen Inseln wurde überflutet, der Kanal bildete sich.
Zwischen 8.300 und 6.700: Anstieg des Meeres von -30 m NN auf -2,5 m NN, um 3.500 vor heute wurde die heutige Küstenlinie erreicht.
Um die Zeitenwende kam es zu einer ersten Besiedlung der Marsch, seit dieser Zeit Anstieg um ca. 3 m. Ab 100 n. Chr. Wurtenbau, ab ca. 1000 n. Chr. Deichbau, beides Hinweise auf weiteren Anstieg des Meeresspiegels.
Ab 8.000 vor heute, verstärkt zwischen 6.700 und 2.000 vor heute bildeten sich küstenparallele Sandbarrieren, die zu Dünen aufgeweht wurden. Daraus sind die West- und Ostfriesischen Inseln entstanden.
Die Küstenlinie wird heute durch den fortschreitenden Meeresspiegelanstieg landeinwärts verschoben: Zwischen 1884 und 1983 stieg der Meeresspiegel um 25 cm/Jahrhundert, zwischen 1958 und 1983 - hochgerechnet auf 100 Jahre - um 64 cm/Jahrhundert. Ursachen hierfür sind das Abschmelzen von Eismassen, die Absenkung des Festlandes sowie die Ausdehnung des Meerwassers durch Erwärmung.
Im Zentrum der Nordsee haben sich seit dem Zechstein bis zu 10.000 m Gestein abgelagert.
Die heutige Nordsee ist damit nur eine Momentanaufnahme in der geologischen Entwicklung dieses Raumes.
Geologie der Iberischen Halbinsel
Die Iberische Halbinsel lässt sich in drei große geologische Einheiten unterteilen:
Die Iberische Masse, aufgebaut aus einem alten Gebirge (Variskisches Gebirge des "Paläozoikums")
Die jungen Gebirge aus dem Erdmittelalter (alpidische Gebirge des "Mesozoikums")
Die jüngsten Ablagerungen in den großen Becken ("Tertiär")
Geologisches Blockbild der Iberischen Halbinsel (Entwurf und Zeichnung: L. Feldmann 1982/2003)
Die Iberische Masse des variskischen Gebirges
Weite Teile der westlichen Iberischen Halbinsel gehören zu diesem alten Gebirge, das aus einem Ozean hervorgegangen ist. Dieser nahm zwischen 420 und 330 Millionen Jahren den Abtragungsschutt älterer Gebirge auf. Vor ca. 330 Millionen Jahren wurden diese Gesteine zu einem Gebirge aufgefaltet, das mit der Zeit aus dem Ozean auftauchte. Dieses Gebirge wird europaweit als "variskisches" Gebirge bezeichnet, nach Curia Variscorum, dem lateinischen Namen für Hof in Bayern. Mit der Heraushebung des Gebirges aus dem Meer begann die Abtragung. Dieses erfolgte flächenhaft bei einer Lage von Urspanien und Urportugal etwas nördlich des Äquators.
Zur Iberischen Masse gehören folgende Gebirge:
Galizische und Asturische Bergland
Hauptscheidegebirge
Montes de Toledo
Sierra Morena
Algarve
Die jungen Gebirge des Erdmittelalters und der Erdneuzeit (alpidische Gebirge)
Die jungen Gebirge, die in den letzten 250 bis 100 Millionen Jahren enstanden sind, lassen sich in zwei Gruppen einteilen:
in die Tafelgebirge:
Iberisches Randgebirge
Katalonisches Gebirge
Mittelportugisisches Hügelland
und die echten Faltengebirge:
Pyrenäen
Betische Kordillere
Iberisches Randgebirge, Katalonisches Gebirge und Mittelportugisisches Hügelland
Nachdem das alte Gebirge bis zu einer Ebene abgetragen war, kam es immer wieder zu einem Übergreifen des Ozeans auf diese alte Landmasse. Dabei wurden Sandsteine, Tonsteine und Kalksteine abgelagert. Die Mächtigkeit dieser Gesteine, die zwischen 250 und 65 Millionen Jahre alt sind, schwankt zwischen 3000 und 5000 m. Nach der Ablagerung geriet das Gebiet durch die Bildung der Betischen Kordillere im Süden und der Pyrenäen im Norden wie in einem Schraubstock unter Druck und zerbrach dabei in einzelne Blöcke, die sich als Horste heraushoben oder als Gräben abgesenkt wurden. Es entstanden die Tafellandschaften und Schichtstufen dieser Gebirge. Geologisch werden sie als "Bruchfaltengebirge" bezeichnet.
Die jungen alpidischen Gebirge (Pyrenäen und Betische Kordillere)
Pyrenäen und Betische Kordillere sind echte Faltengebirge. Sie gehören zu einer Gebirgskette, die rund um das Mittelmeer zu finden ist und zu der unter anderem die Alpen, der Apennin, die Dinariden, aber auch der Himalaya gehören. Während die Bruchfaltengebirge aus Gesteinen aufgebaut sind, die auf einem randlich überfluteten alten Festland entstanden sind, entstammen die Gesteine der Faltengebirge einem Ozean, in dem neuer Ozeanboden gebildet wurde und nachträglich verschiedene Erdplatten zusammenstießen. Dadurch wurden die dazwischen liegenden Gesteine wie ein Tischtuch gefaltet und übereinander geschoben. Diese Gebirgsbildung wird nach den Alpen, die zur selben Zeit entstanden sind, als alpidische Gebirgsbildung bezeichnet.
In einem West-Ost ausgerichteten Ozean wurden über lange Zeit zunächst Gesteine abgelagert. Vor etwa 100 Millionen Jahren wurde dieser Ozean dann durch die Wanderung von Afrika auf Europa zu immer kleiner, so dass die Gesteine zusammengepresst und schließlich zu den Gebirgen aufgefaltet wurden.
Bei der Hebung des Gebirges über den Meeresspiegel entstanden im Vorland sogenannte Vortiefen, die den Schutt der Gebirge, die nun abgetragen wurden, aufnahmen. Auf der Iberischen Halbinsel sind dieses das Guadalquivirbecken als Vortiefe der Betischen Kordillere und das Ebrobecken als Vortiefe der Pyrenäen, die im Norden eine zweite Vortiefe im Aquitanischen Becken haben
Die großen Becken und Ebenen (Meseta, Tajograben, Mancha, Guadianabecken)
Bei diesen Flächen handelt es sich um Gebiete, die langsam abgesenkt und dabei mit dem Schutt, der von den umgebenden Gebirgen geliefert wurde, flächenhaft zugeschüttet wurden. Sie sind in den letzten 30 bis 40 Millionen Jahren entstanden. Die Flächen, die in Spanien landschaftsbestimmend sind, haben alle eine vergleichbare Entstehungsgeschichte: Das alte variskische Gebirge wurde bei der Auffaltung der jungen Gebirge durch den Druck zerbrochen und gliederte sich in Horste und Gräben. Die Horste bilden die meist West-Ost verlaufenden Gebirge, während die Gräben mit dem Schutt der aufsteigenden Horste verfüllt wurden und heute große Ebenen bilden. Diese "Einebnung" der Landschaft erfolgte in der Form, dass die Erhebungen von den Rändern ausgehend flächenhaft abgetragen wurden und der dabei entstehende Schutt in die Tiefländer verfrachtet wurde. Dadurch kam es mit der Zeit zur Bildung ausgedehnter Flachländer, die zum Teil aus Aufschüttungsmaterial bestehen, an den Gebirgsrändern aber im festen anstehenden Gestein.
Die größte dieser Flächen ist die Nordmeseta (Meseta=Tisch).
In jüngster Zeit - in den letzten 2,5 Millionen Jahren - haben sich an den Flüssen Terrassen gebildet, im Bereich der Flussmündungen wurden Deltas aufgeschüttet. Ein Beispiel ist das Ebrodelta, das sich langsam ins Meer vorbaut. Ebenso kam es im Guadalquivisbecken und im Mündungsbereich des Tejo zur Ablagerung namhafter Sedimentmassen. In der Sierra Nevada und in den Pyrenäen ist es in den Kaltzeiten zu lokalen Vergletscherungen gekommen, die aber aufgrund der südlichen Lage nicht das Ausmaß der alpinen Vergletscherung erreichten.